Mannheimer Morgen 11. November 2008 

Friedrichsfeld: Über 70 Reiter genießen die Hubertusjagd durch den herbstlichen Wald rund um den Reit- und Fahrverein

Jagdfreuden bei englischem Wetter

Von unserem Redaktionsmitglied Katja Nicklaus

Von überall her sind sie nach Friedrichsfeld gekommen: Über 70 Reiter - und zwei Gespannfahrer - wollten sich die Hubertusjagd des Reit- und Fahrvereins nicht entgehen lassen, neigt sich doch Anfang November die Reitjagdsaison schon dem Ende zu. Sabine Stollner-Widmann ist mit Lisa Stegmaier und Sabrina Alb eigens aus dem rund zwei Stunden entfernten Aalen angereist.

"Wir sind zum ersten Mal hier, weil so viele Jagden am vergangenen Wochenende wetterbedingt ausgefallen sind und weil sie geschrieben haben, dass es hier viele Hindernisse gibt", verrät die Reiterin von der Ostalb. Schülerin Lisa freut sich vor allem auf ein wenig Abwechslung mit ihrem Trakehner Pacino: "Nach der Dressur mal wieder ausspannen!" Und nicht zuletzt sind sie natürlich wegen der Hardt-Meute hier.

Diese Meute aus dem pfälzischen Neunkirchen, die seit 1999 auch die Hubertusjagd in Friedrichsfeld anführt, hat durchaus ihren Fanclub. Viele Reiter reisen dem Master of Hounds Gerd Klapschus aus Neunkirchen und seinen großen französischem Jagdhunde, gewissermaßen von Jagd zu Jagd hinterher. Die diesjährige Jagd sollte wie erwartet schnell werden: Gegen Ende der Saison sind die "French Tricolore" bereits gut eingelaufen und diesmal die 25 Jagdhunde gerade tags zuvor beim eines Jagd aus Anlass eines Geburtstags eines eingefleischten Jagdreiters gelaufen. Müde sind sie dadurch beileibe nicht, versichert Klapschus, im Gegenteil: "Die sind dann schon eingelaufen." Entsprechend schnell folgen die Hunde bei "englischem Jagdwetter" der Fährte der Schleppenreiter Andreas Wiehn und Rainer Forschner, dicht gefolgt von der Equipage rund um Klapschus: Annette Neumann, Dr. Ulrike Naumann, Thea Förschler und Clemens von Welck.

Ein starkes erstes Feld mit über 30 Reitern hinter Master Dr. Stefan Gropp setzt Hunden und Pikeuren nach und fliegt über die schön angelegten Sprünge im Wald und auf den Wiesen. Mit dem zweiten Feld lässt Master Markus Gropp es in der ersten Schleppe zunächst ein wenig ruhiger angehen - vermeintlich "wegen der Ponys". Als die Reiter dieser zwar kleineren, aber durchaus flotten Vertreter mit lautem Hallo gegen diese vermeintliche Rücksichtnahme protestieren, geht es anschließend um einiges rasanter durch den herbstlichen Wald. Jetzt herrscht Jagdfeeling pur: Breite gewundene Sandwege schlucken die Hufschläge, nur das Schnauben der Pferde, das fröhliche Geplauder der Reiter und ab und an die Klänge der Jagdhornbläser der Seckenheimer Jagdgesellschaft und der Parforcehornbläser Baden sind im Wald zu hören.

Gelegentlich ertönt ein munteres "Horrido" von den Zuschauern, die die Landwirte Jochen und Richard Karl sowie Hartmut Erny an markante Stellen gefahren haben. Hier finden sich auch immer die beiden Gespanne ein: Der Schimmel-Zweispänner von Vereinsmitglied Michael Mühlbauer sowie der von der Ladenburger Baumschule Huben gesandte stilvolle Jagdwagen mit dem schicken Schecken, Mac Orlow, einem neunjährigen Tinker-Orlowtraber-Mix, gelenkt von Michael Lehrian und Tochter Adisa.

Während der Schrittpausen bleibt Zeit, um Erfahrungen von anderen Jagden auszutauschen. Petra Kaschta aus Mainz, die seit Jahren auf Schimmel Paschino nach Friedrichsfeld kommt, empfiehlt etwa wärmstens die Jagd des Hofguts Petersau in Frankenthal, während zwei Haflingerreiter von der traditionsreichen Veranstaltung in Neckarau schwärmen.

Nach der Pause auf dem Vereinsgelände geht es frisch gestärkt und ausgeruht weiter - für alle bis auf den Master of Hounds: Dessen Knie hat kurz zuvor unfreiwillig "einen Baum geküsst", so dass Klapschus die Hetzpeitsche gegen einen Klappstuhl als Stütze eintauschen musste.

Mannheimer Morgen
11. November 2008